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Die Geschichte geht weiter
Überraschung im Lehm

Seit 2008 ist die Stadel-Höhle Ziel neuer archäologischer Untersuchungen unter Leitung von Claus-Joachim Kind vom Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart.
Eine unerwartete Wendung nahmen die Grabungen während der Kampagne 2010, als ein im Vorjahr angelegter Suchschnitt im Innern der Höhle erweitert wurde. Dort wurden die Spuren der letzten Abbaumeter der Grabungen des Jahres 1939 angetroffen. Überraschender Weise stand auch noch der untere Teil des Profils, aus dem am 25. August 1939, dem vorletzten Grabungstag, die Fragmente des Löwenmenschen geborgen worden waren. Es erwies sich als glücklicher Umstand, dass die Grabungen damals wegen der Einberufung der meisten Teilnehmer zur Wehrmacht abgebrochen werden mussten. Die anfallende Erde wurde nicht wie üblich aus der Höhle gebracht, sondern verblieb an Ort und Stelle als notdürftige Verfüllung der Grabungsschnitte.

Dieser Abraum wurde im Zuge der neuen Grabungen systematisch geschlämmt, so dass auch kleine und kleinste Funde zu Tage kamen, die bei den Grabungen 1939 übersehen worden waren. Dazu zählen zahlreiche Bruchstücke von Mammutelfenbein, von mehrere Zentimeter großen Fragmenten bis zu Splittern im Millimeterbereich. Erste Anpassungsversuche neu aufgefundener Teile an die Löwenmensch-Statuette im Herbst 2010 waren überraschend erfolgreich: Es ließen sich nicht nur Fragmente aus den aktuellen Grabungen anfügen. Mittels neuer Bruchstücke konnten auch bereits vorhandene, bislang nicht anpassbare Teile aus den Magazinbeständen angesetzt werden. Die ersten neuen Anpassungen wurden virtuell am Computer simuliert. Mit Abschluss der Grabungskampagne 2011 konnte die Untersuchung des unmittelbaren Fundbereichs der Statuette abgeschlossen werden, zwei Jahre später wurden die neuen Ausgrabungen in der Stadel-Höhle wieder beendet.



Abbildung:

Röntgen-Computertomograph-Aufnahmen des "Löwenmenschen". Aktueller Zustand nach Restaurierung 1987/88 mit neuen Fragmenten aus der Grabung 2010 (rot) und freien Fragmenten aus dem Bestand des Museums (grün).

Die Kreide-Wachs-Ergänzungen der Restaurierung 1987/88 sind ausgeblendet, ebenso konnten alte Klebungen virtuell entfernt werden. Auf diese Weise ließen sich weitere Teile anfügen, ohne die originale Statuette tatsächlich zerlegen zu müssen.

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