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Kultursprung auf der Alb

Zu Beginn der Jüngeren Altsteinzeit vor 40.000 Jahren entwickelte sich die Schwäbische Alb zu einem der wichtigsten Zentren einer neuen kulturellen Entwicklung in Europa. Dieser regelrechte Kultursprung ist im Wesentlichen anhand dreier Elemente fassbar:

Erstens ist es die Kunst in Form von Elfenbeinfiguren wie der Löwenmensch und die Tierskulpturen. Sie scheinen unvermittelt aufzutreten. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass es als Vorläufer oder zur gleichen Zeit auch zahlreiche Figuren aus leichter zu bearbeitenden, aber nicht haltbaren organischen Materialien wie Holz gegeben hat.

Zweitens findet sich in den Fundschichten aus jener Zeit in den Albhöhlen Schmuck in Form von zahllosen Perlen und Anhängern unterschiedlichster Gestaltung aus Elfenbein und durchlochten Tierzähnen. Das Tragen von Schmuck war bereits in der Altsteinzeit wohl nicht nur Ausdruck ästhetischen Empfindens, sondern hatte auch die Funktion der sozialen Identifikation innerhalb der Gemeinschaften oder der Abgrenzung zu anderen Gruppen.

Drittens stammen aus den Höhlen im Ach- und Lonetal die ältesten bekannten Musikinstrumente. Bisher sind sowohl einfache Flöten aus Röhrenknochen von Vögeln bekannt als auch aufwendiger gearbeitete Elfenbein-Flöten aus zwei ausgehöhlten und wieder zusammengesetzten Hälften eines gespaltenen Elfenbeinspanes. Musik war also ein wesentlicher Bestandteil dieser Kultur.

Wer steckte hinter diesen neuen Entwicklungen, wie kamen sie zustande? Wenn uns auch bisher menschliche Skelettreste aus der Frühphase der Jüngeren Altsteinzeit von den Fundplätzen fehlen, so besteht doch kein Zweifel, dass es anatomisch moderne Menschen (Homo sapiens) waren, die europaweit als Träger dieser Kultur betrachtet werden. Bei ihrer Einwanderung nach Europa dienten ihnen Flüsse wie die Donau als Orientierungslinie. Was den Kultursprung auf der Schwäbischen Alb auslöste und warum das gerade zu jener Zeit passierte, das zu klären bleibt Aufgabe der modernen Urgeschichtsforschung.